Vorträge – 27.05.2022

Udo Rieger

Udo Rieger

Dipl.-Ing.  Architekt

öbuv Sachverständiger für historische Bausubstanz

Das denkmalpflegerische Vorprojekt im Überblick 

Vor­projekte oder in der Sprache des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege vorbereitende Untersuchungen sind wich­ti­ge Ent­schei­dungs­grund­la­gen für den Er­halt denk­mal­ge­schütz­ter Bau­wer­ke. Ne­ben der primären Be­stand­ser­fas­sung (Aufmaß, bauhistorische Analyse, Archivforschung u.a.) stel­len die re­stau­ra­to­ri­schen und die sta­tisch-kon­struk­ti­ven Vor­un­ter­su­chungen die Grund­la­ge für mögliche Nut­zungs­kon­zep­te und erste Kostenermittlungen dar.

Zur Beurteilung der Zumutbarkeit einer denkmalgerechten Gebäudeinstandsetzung spielt die Erstellung einer Wirtschaftlichkeitsprüfung eine zunehmend wichtigere Aufgabe für Gutachter dar.

Anhand ausgewählter Beispiele aus der Praxis des Sachverständigen werden die Anforderungen für denkmalpflegerische Vorprojekte thematisiert.

Mark Böttges

Dipl.-Ing. Univ.

Geschäftsführender Gesellschafter  Kayser + Böttges, Barthel + Maus, Ingenieure und Architekten GmbH

Die Dillinger Stadtpfarrkirche St. Peter – 400 Jahre Notsicherung

Die Dillinger Stadtpfarrkirche („Basilika“) St. Peter ist eines der ambitoniertesten Kirchenbauprojekte der Gegenreformation in Deutschland. Der norditalienische Baumeister Hans Alberthal konzipierte eine Hallenkirche mit schmalen Seitenschiffen und einem weit gespannten, tonnengewölbten Mittelschiff. Das Hauptgewölbe ragt weit in den Kirchenraum hinein, so dass das riesige, über 25 m spannende Dachwerk ohne Dachbalkenlage zur Kompensation des Horizontalschubs ausgeführt werden musste.
Infolgedessen musste der Horizontalschub des Daches und des Gewölbes von den Außenmauern aufgenommen werden. Wohl unmittelbar nach Fertigstellung des Dachwerks mussten erste Sicherungsmaßnahmen eingerichtet werden. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte wurden immer wieder Stützen und Balken in den Dachraum eingebracht, so dass schließlich ein zunächst fast arbiträr erscheinender Wald an Holzelementen zwischen Dach- und Kehlbalkenlage entstand.
Bei einer Untersuchung im Jahr 2014 zeigten sich starke Schäden, Überlastungen und Verformungen an den 400 Jahre alten Abstützkonstruktionen. Die daraufhin konzipierten Instandsetzungsmaßnahmen sahen zur Entlastung der historischen Sicherungselemente ein Subsidiärtragwerk aus Stahl vor, welches funktional und geometrisch die historischen Verstärkungen aufgreift. Es wurde auf Grundlage eines verformungsgerechten dreidimensionalen Laseraufmaßes in die teilweise engen Zwischenräume zwischen den bereits vorhandenen Tragstrukturen eingepasst.

Voruntersuchung und Diagnose von Holzschädlingsbefall im Baudenkmal

In der Praxis ergibt sich nicht immer der Idealfall, dass lebende Insekten oder frische Ausfluglöcher gefunden werden oder das herausfallende Bohrmehl zeitlich und verursacherbedingt zugeordnet werden kann. So kommt es bei Voruntersuchungen an Baudenkmälern häufig zu der Frage, ob das Bohrmehl von tierischen Holzschädlingen in Zusammenhang mit einem aktiven Befall steht oder

es sich um älteres Bohrmehl eines erloschenen Befalls handelt. Aus wissenschaftlichen Unter-suchungen und praktischen Beobachtungen ist bekannt, dass die meisten Bohrmehlhäufchen von biologischen Feinden (z.B. Buntkäferlarven) erzeugt werden und weniger vom eigentlichen Holz-schädling selbst. Am Beispiel vom Gemeinen Nagekäfer (Anobium punctatum) und Hausbockkäfer (Hylotrupes bajulus) werden die unterschiedlichen Erscheinungsbilder beim Auffinden von Bohr-mehlspuren näher erklärt.

Gleichfalls stellt sich die Frage des aktiven Befalls beim Auffinden von Anzeichen holzerstörender Pilze (wie z.B. Mycelien) oder Fäulnisschäden am Holz. Besonders wenn es sich um ältere Schäden im Rahmen einer Sanierung handelt und die Ursachen nicht mehr vorhanden oder erkennbar sind.

Klima, Licht und Staub – Strategien zur präventiven Konservierung am Beispiel von Schloss Neuschwanstein 

Schloss Neuschwanstein (Baubeginn 1868) ist eine der touristischen Hauptattraktionen in Bayern, die bis vor der Corona-Pandemie bis zu 1,4 Millionen Besucher pro Jahr anzog. Der Museumsbetrieb begann bereits im Todesjahr des Königs 1886. Seitdem gab es keine umfassenden Restaurierungsmaßnahmen in den Prunkräumen. 2015 erging der Planungsauftrag für die Restaurierung der Innenräume samt Ausstattung. Die Hauptursache für die bestehenden Schäden ist der hohe Nutzungsdruck der auf dem Schloss lastet. Die vielen Besucher sind der Auslöser für Klimaschwankungen, Verschmutzung, Verstaubung und mechanischen Abrieb. Zudem wurden die Räume bisher größtenteils durch ungefiltertes Tageslicht beleuchtet, was zu massiven Lichtschäden an der hochwertigen textilen Ausstattung führte.

Im Vorfeld zur Planung der eigentlichen Restaurierungsmaßnahmen mussten die Schadensprozesse mit entsprechenden Messungen wissenschaftlich untermauert und im Anschluss Konzepte zur Präventiven Konservierung entwickelt werden. So sollen in Zukunft die negativen Auswirkungen der Besucher auf die Wandfassungen und Ausstattungselemente eingedämmt und die Restaurierung möglichst nachhaltig sein.

Gerd Wapler

Holzbauingenieur (B.Eng.)

staatl. geprüfter Restaurator für Möbel und Holzobjekte

öbuv Sachverständiger für Holzschutz

Drohne im Denkmaleinsatz – Überblick über Möglichkeiten und Grenzen des Drohneneinsatzes im Vorprojekt

Drohnen werden immer beliebter – sei es als Spielzeug oder als ernst gemeintes Hobby. Auch im professionellen Bereich finden sich durch technische Entwicklungen immer neue Einsatzgebiete.

Welche Möglichkeiten bietet der Einsatz von Drohnen bei der Voruntersuchung und was gibt es zu beachten?

Christian Josef Stiegler

Zusammen mit Gerd Wapler gibt Christian Stiegler Einblicke in die Praxis mit der Drohne und zeigt interessante Anwendungen bei der Vermessung und Fotobearbeitung.